mit einer satirischen Wendung habe ich zu einer Parade neuer Arbeiten eingeladen. Die Ausgangsfrage: Wie wäre es mit einer plastischen Subjektivität, die über ihre Verstricktheit in eine verschärfte Moderne auch lachen kann? – nicht um performative Schwächen zu kompensieren, sondern weil das Komische reale Inkonsistenzen freilegt, wo sonst vermeintliche Gewissheiten den Blick verengen. Die versammelten Werke setzen auf eine Spannung zwischen Bild und Titel, die in den Diskursraum ebenso interveniert, wie sie sich über eine allzu selbstgefällige Ästhetik mockiert. Oder jedenfalls so ähnlich. [WARNHINWEIS] Dieses Projekt kann Spuren resilienzsteigernder Stoffe enthalten, die zu Lesehunger, nachlassender Dissenshemmung und chronischer Normanpassungsschwäche führen. Ausstellung vom 2. bis 24. Oktober 2024
Hypothese So klein er ist, steht der Projektraum Milchstraße_4 für eine große Idee. Auch der Minimalismus hatte nicht falsche Bescheidenheit als Motiv, sondern wollte mit korrupten Formen des Maximalismus aufräumen. Kritik und radikales Denken sind nicht ohne dunkle Seiten. Das Potential, das in der Kraft des Negativen liegt, kann allerdings nicht ohne Selbstkritik, nicht ohne Wendigkeit realisiert werden. Die Kunst spielt bei all dem womöglich keine Nebenrolle. Mein circus minimus führt ein paar spannende, oder auch komische Momente dieser Art ruhelosen Strebens und Reflektierens vor. Ich bin maximal froh, damit hier gastieren zu dürfen.
Überlegung Wenn es in der Quantenphysik um die Wahrheit der Materie geht, geht es in der Kunst um die Wahrheit des gewissen Etwas. Die Physik wie die Kunst kämpfen mit rätselhaften Phänomenen, aber der Teil von ihnen, dem ich mich zurechne, hält an der Behauptung objektiver Gewissheit fest. Die Materie, wie auch das gewisse Etwas lassen sich nicht beherrschen, eher schon umgekehrt. Sie zu verstehen bedeutet, seine eigenen Voraussetzungen in Frage stellen zu können. Oder besser: sie aufzuheben. Sich von diesem Reflexionsprozess nicht abbringen zu lassen, darin drückt sich Wahrheit schon aus. Das impliziert Zirkularität, und mein circus realisiert diesen loop als eine Art Versuchsanordnung, eine Modellsituation der Auseinandersetzung mit dem Bild des Absoluten, etwa mittels methodischer Elimination von Hirngespinsten oder in der geduldigen Überprüfung jenes kleinsten Elements, das unsere Welt zusammenhält – auch wenn es ein ungegenständliches Nichts ist. Oder nicht einmal das – aber vielleicht gerade deshalb umso wirkungsvoller, was uns als imaginierende Wesen betrifft.
Disharmonischer Schlussakkord Die Beschränktheit der Kunst in der Kunst zu demonstrieren, ist eine Form der Selbstreferenz, die die Sphäre der Kunst von innen kritisiert. Es ist Herausforderung einer Formation, und nutzt ein sensibles Potential, um aus ihm heraus den Sinn für das Missliche zu schärfen. Der circus minimus kreist um historische Manifestationen der Avantgarde, die ein Versprechen auf fundamentale Kritik enthalten, und artikuliert im Rhythmus der Reflexion neue Figuren der Dissidenz. Er macht die Form zum Inhalt und markiert ein leeres Zentrum, eine unerfüllte Dimension. Wo sich dieser Kurs bedroht sieht, zur pseudokritischen Routine zu werden, springt er im Quadrat, wechselt zur Satire, kippt ins Absurde oder nimmt groteske Züge an, die ihm ein paradoxes Register, ein schrill aufblitzendes Bewusstsein der Selbsttäuschung versprechen. Denn es geht um eine bestimmte Idee der Moderne. Ein Denken gegen den Mythos der Vorbestimmung und ein Insistieren auf der Kernfrage: Wie kann die Spur universeller Befreiung von glamouröser Beschwichtigung oder elitärem Gehabe klar unterschieden werden?
Projektraum Milchstraße_4, München
Portfolio
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