Verschiedene Arten das Runde ins Eckige zu kriegen

Die Grundform der Architektur ist der Kubus, eine rechteckige Schachtel, in der das Leben vor vielen Widrigkeiten geschützt ist. Allerdings kann das Eckige auch zum Gefängnis werden. Das Leben will rund werden, bricht aus, sucht Abwechslung, läuft weg. Es soll aber organisiert werden. Nach welchen Regeln? Früher haben sich die Räder der Autos in der Porschestraße gedreht. Eine Fußgängerzone stoppt den Geschwindigkeitsrausch, um den Kaufrausch zu intensivieren. Das Geld soll hier hängen bleiben. Allerdings: zu viele Ecken und Kanten lassen nicht nur die Konsumlaune kippen. Also werden die Ecken abgerundet, Bögen eingebaut, oder ein rechtwinkliger Kasten wird hinter einem wellenförmigen Fassadenband verborgen.

Die entporschefizierte Zone wird von verschiedenen Gestalten bevölkert. Bei manchen lohnt sich ein genauerer Blick:
Ein Gast (der »Monarch«) logiert sich (1980) in einem Hotel (dem Porsche-Hotel) ein. Das Personal sorgt für ihn. Morgen geht es dann wieder weiter.
Der eifrige Tüftler hat herausgefunden, wie er bestimmte Spiel-Automaten ihrer Münzen entledigen kann. Er klappert sie nun im ganzen Land fleißig ab, bis sein Koffer voll ist. Er „melkt die Gurken“ wie er es nennt.
Gleich neben dem Hotel befindet sich heute ein Automaten-Spielcasino. Von einem Insider erfährt man unter dem Sigel der Verschwiegenheit Einiges über Spielsucht, Gewinnchancen und die Angst der Spieler*innen beim Verlassen des Lokals.
Danach erzählt ein Eisverkäufer wie es sein Großvater aus den Dolomiten leid war, seine Kugeln hinter den Erfrischung Suchenden herzutragen. Der Vater eröffnete dann drei Eisdielen in der Nähe der Porschestraße, als es dort noch ein großes Kino gab.
Ein Stück weiter tauscht ein Maler auf das Trottoir gebannte Bildwerke gegen Münzen. Seine nomadische Existenz bringt ihm Sympathien von Passant*innen ein.
Und eine Uhrenhändlerin bietet nicht nur Zeitmessgeräte zum Kauf an, sondern berät auch in Fragen der individuellen Ausstattung mit edlen Schmuckstücken, die dem Leben dauerhaften Glanz versprechen.
Die Skulpturen von heulenden Wölfen ziehen mit ihren runden und fließenden Formen diejenigen an, die vom vielen Eckigen und seiner Dominanz gelangweilt, ermüdet oder erdrückt sind. Die Bronzen verführen mit dem Ausdruck befreiender Extase. Sie regen zu einer dynamischen und selbstbewussten Wahrnehmung des Körpers an.

Die Glücks-Linie ist nicht rund, aber auch nicht gerade. Auf die Spur ihres möglichen Verlaufs begibt sich der Parcours durch die Porschestraße.

Newsletter

Michael Hauffen

derzeit noch nicht aktiv, bitte versuchen Sie es später wieder