Das Fahrradportrait

Womöglich ist die Zeit, in der sich das Autoportrait als mehr oder weniger dezentes Element der Identität westlicher Prägung etablieren konnte, schon bald Geschichte. Für diese laufend erweiterte Serie von Fotografien und verschiedene Methoden ihrer bildnerischen Umsetzung spielt es aber die klare Rolle eines Negativs, demgegenüber sich das Objekt "Fahrrad" als Motiv einer passionierten Zuwendung erst verstehen lässt. Als Eigentum an Transportmitteln steht es real und symbolisch für die unteren Bereiche der Gesellschaft, und in bestimmten städtischen Milieus verbindet sich damit auch eine Tendenz zur Alternativkultur, was die Parteinahme für Basis-Bedürfnisse mit einer Praxis verbindet, die an einer demokratischeren Gestaltung von Besitz- und Produktionsverhältnissen orientiert sind. Dieser letztere Zug zeigt sich dann auch mehr oder weniger deutlich in einer gestalterischen Ausprägung, das in den hier porträtierten Objekten einen zentralen Fokus bildet. Dazu kommen aber auch andere Aspekte, die mit dem urbanen Ambiente und der Farbigkeit von Leben, Bewegung und Spieltrieb zu tun haben. Die Ausweitung des Projekts über einen langen Zeitraum und als Nebenaspekt vieler Reisen brachte dabei weitere Momente ins Spiel, wie die Reflexion der medialen Logik einer unmäßig wachsenden Serie und der beschleunigten und repetitiven Wahrnehmung subtiler visueller Differenzen, oder der Tendenz, neben dem Interessanten und Attraktivien auch das Banale und das Hässliche der ästhetischen Betrachtung zu integrieren.

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Michael Hauffen

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