Wissen spielt heute eine herausragende Rolle, es stellt eine Produktivkraft ersten Ranges dar. Aber unsere globale Gesellschaft ist trotz eines extremen Wissenszuwachses offenbar den Lösungen für die dringendsten Probleme nicht wirklich näher gekommen. Es hat sich sogar der Eindruck verstärkt, dass gerade das Wissen, jedenfalls in der Form wie es vorherrschend praktiziert wird, eine Quelle neuer, in dieser Größenordnung bisher nicht gekannter Gefahren darstellt (etwa bei Atomkraft, Kreditwesen oder globalpolitischen Fehlentscheidungen). Als Ausweg aus diesen Dilemmata könnte sich ein Wissen zweiter Ordnung anbieten, zu dessen Vorgehensweisen auch Methoden zählen, die bisher nur der Ästhetik zugeordnet werden. Und aus dieser Überlegung heraus wurde am Beispiel eines formelhaften Aussage-Satzes, der eine Äußerung des früheren US-amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld aufgreift, ein logisches Experiment grafisch umgesetzt. Das kombinatorische Resultat bilden vier verschiedene Statements, die als visuelle Einheit den Anspruch allgemeingültiger Aussagesysteme in Szene setzen. Neben der selbstgewissen Aussage, “wissen, was man weiß”, der Erkenntnis der eigenen Begrenztheit, “wissen, was man nicht weiß” und der Rumsfeld’schen Pointe, “nicht wissen, was man nicht weiß”, wird dabei noch als vierte Möglichkeit, mit “nicht wissen, was man weiß”, die Struktur des unbewussten Wissens mit eingeschlossen (die Pointe von Slavoj Zizek). Als Plakat im öffentlichen Raum wirft die Arbeit die Frage nach den logischen Grenzen und Möglichkeiten des Wissens auf und verweist auf den Hintergrund ethischer Voraussetzungen, die spätestens bei der praktischen Anwendung dieses Wissens ins Spiel kommen. Beitrag für die Reihe "IN DIE STADT EINSCHREIBEN", Kunst im öffentlichen Raum Steiermark (Graz), (zusammen mit P.L.)
derzeit noch nicht aktiv, bitte versuchen Sie es später wieder